StreitPunkt: Textnachrichten und Satzzeichen

15. März 2023

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Zeichensetzung ist fester Bestandteil von Texten. Die zur Verfügung stehende Interpunktion muss richtig gesetzt werden, um die beabsichtigte Intention zu vermitteln.

Im Zeitalter der digitalen Kommunikation und Messenger-Dienste verändert sich allerdings der Gebrauch und Nutzen der Satzzeichen, wobei hier auch der Generationsunterschied ausschlaggebend sein kann. Während die älteren Generationen vielleicht noch dem Briefe schreiben nachhängen und deswegen auch den formellen Faktor Satzzeichen beibehalten wollen, sind andere wiederum geprägt von der Zeit der teuren SMS – jedes gesparte Zeichen ist ein gutes Zeichen. Die jüngste Generation wächst wiederum frei von etwaigen Vorprägungen auf und lernt von vorneherein die Sprache der Messenger-Dienste

Da Textnachrichten generell kurzgehalten werden und auf Schachtelsätze verzichtet wird, ist auch der Nutzen des Punktes zur Abgrenzung von Gedanken oder Textteilen redundant.

Emojis als Punkt – rund sind sie

Ersetzt werden Satzzeichen stellenweise durch Emoji. Da wir einzelne Nachrichten hintereinander schicken können, bedarf es keiner Punkte mehr, um Gedankengänge voneinander zu trennen. Im Zweifel kann auch ein Emoji gesetzt werden, um den eigenen Punkt zu stützen. Da diese sowieso viel spezifischer sind als Satzzeichen und dabei optisch Textteile voneinander trennen, wird lieber auf ein zusätzliches Komma oder eben einen Punkt verzichtet.

Texten entspricht dabei auch keiner förmlichen Textnachricht, vielmehr ersetzen die kurzen Nachrichten persönliche Gespräche, die sonst über Stimme, Mimik oder Gestik mehr Informationen weitergeben können. Die Nachrichten bilden dabei unsere mündliche Sprache ab und die Satzzeichen sind nicht mehr nur als solche zu verstehen. Sie sind in ihrer Funktion nun auch dazu da, Emotionen auszudrücken.

Nutzt man keine Emojis, wird schon das ein oder andere Mal gefragt, ob alles in Ordnung sei. Der Verzicht auf die bunten Bildchen lässt daran zweifeln, ob der Gegenüber die Zeit oder auch das Interesse an der Unterhaltung aufbringen kann. Die Zusatzleistung, passende Emojis zu finden und einzufügen, vermittelt ein größeres Interesse am Gegenüber als ein blanker Text.

 Andererseits wirkt ein Punkt am Satzende zu bedacht oder förmlich, vermittelt dem Gegenüber etwa die eigene Überlegenheit und wirkt herausfordernd. Da Satzzeichen wenig Verwendung finden, stechen sie aus dem Gesprächsverlauf heraus, als habe man zu bewusst an der Nachricht gesessen und versuche etwas zu kompensieren. Der Bruch mit der Norm wirkt auch unauthentisch und unehrlich. Die fehlende Authentizität der Nachricht macht stutzig.

Der Punkt als Lügner?

Der Punkt beendet abrupt eine Nachricht, was den Schreiber kurz angebunden wirken lässt. In der Forschung wird der Punkt am Satzende bei Textnachrichten gerne als „unehrlich“ bezeichnet, aber was heißt das überhaupt? Wer einen Punkt ans Satzende stellt, ist deswegen kein Lügner.

Das Weglassen von Satzzeichen ist oft der Schnelligkeit der Kommunikationsform geschuldet. Es geht um den schnellen direkten Austausch ohne Schnörkel und Umschweife. Sollte man sich noch Gedanken darüber machen ob hier ein Komma gesetzt werden muss oder der Punkt vor oder nach den Emoji gehört, fehlt die Spontanität der Textnachricht – und damit die Authentizität. Wenn man einen Text vor dem Absenden noch dreimal durchliest, kommt es zwar möglicherweise zu weniger Rechtschreibfehlern, aber die Nahbarkeit eines Gesprächsflusses fehlt damit auch.

Neue Regeln

Ein Punkt lässt das Gespräch seriöser wirken, was in einer zwanglosen Messenger-App auffällt und stört. Gebräuchlicher als der Punkt sind Frage- und Ausrufezeichen. Das Fragezeichen übernimmt in Messenger-Nachrichten zwangsläufig die fehlende Intonation des Mündlichen und bleibt in seiner Funktion zur Markierung erhalten. Zeitgleich ist es vielseitiger und kann auch Emotionen wie Unglauben, Überraschung und Schock ausdrücken und anders als im Mündlichen wird ein Fragewort überflüssig. Das Ausrufezeichen kann ebenso Schock oder Überzeugung ausdrücken und einen Punkt stützen. Gegenüber dem „unehrlichen“ Punkt kann ein Ausrufezeichen am Satzende sogar das Vertrauen stärken. Aber auch Emotionen wie Wut werden vom Ausrufezeichen ausgedrückt und intensiviert.

In der Sprachwissenschaft befassen sich diverse Studien und Artikel bereits mit dem Wandel der Interpunktion im Zusammenhang mit Textnachrichten. Während der Großteil dieser Studien im englischsprachigen Raum durchgeführt wurden, ist das Thema auch in Deutschland schon seit Jahren von Interesse.

Quellen

Houghton, Upadhyay, Klin (2018): Punctuation in text messages may convey abruptness.  Period

Schmitt (2019): Neue Zeichensetzung in der digitalen Kommunikation. Social Media: Satzzeichen transportieren Gefühle (https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/social-media-die-evolution-der-satzzeichen)

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