Neujahrsvorsätze und ihr Scheitern

22. Januar 2021

„Nächstes Jahr wird alles anders!“ Ein Satz, den wir sicherlich alle von uns selbst kennen, wenn es mal wieder auf das Jahresende zugeht und man die vergangenen zwölf Monate Revue passieren lässt. Laut einer aktuellen Umfrage von Statista und YouGov hatten 34 Prozent der Deutschen Neujahrsvorsätze für das Jahr 2021. 60 Prozent der Befragten fassten keine und sechs Prozent sind noch unschlüssig. Damit steht fest: Jeder Dritte nimmt sich vor, Dinge oder Verhaltensweisen zu optimieren.

Sparen, mehr Sport treiben, mit dem Rauchen aufhören, weniger Alkohol trinken und  gesunde Ernährung zählen dabei wohl zu den Klassikern schlechthin. Ja – gute Vorsätze sind schnell formuliert und es gibt sie wie Sand am Meer. Doch wer kennt es nicht? Fängt man nicht sofort damit an, meldet sich der innere Schweinehund und man findet Ausrede über Ausrede, warum es noch nicht den richtigen Zeitpunkt gab. Spätestens im März haben wir unsere Pläne vergessen und sind wieder voll und ganz im Alltagstrott angekommen.

Wieso gelingt es uns nicht, am Ball zu bleiben?

Stichwort: Willensstärke!

Um einen Vorsatz tatsächlich umzusetzen, bedarf es einer gewissen Willensstärke, welche in der Großhirnrinde direkt hinter der Stirn lokalisiert ist, dem so genannten präfrontalen Kortex. Diese Gehirnregion ist jedoch nicht ausschließlich für die Willensstärke zuständig, sondern ist zeitgleich auch am Kurzzeitgedächtnis, an der Fähigkeit sich auf etwas zu fokussieren, und an der Lösung abstrakter Probleme beteiligt. Der präfrontale Kortex ist demzufolge ziemlich beschäftigt, was bedeutet, dass wir für das Scheitern unserer Vorsätze nicht nur unsere mangelnde Disziplin verantwortlich machen dürfen.

Zwei weitere Gründe erschweren laut Wissenschaft unsere Vorhaben: Zum einen nehmen wir uns meist zu viel auf einmal vor und verlieren dann bereits nach kurzer Zeit den Fokus. Des Weiteren formulieren wir Vorsätze oft aus einer Laune heraus und fragen uns gar nicht, ob die Umsetzung wirklich realistisch ist und warum wir uns eine gewisse Sache überhaupt vornehmen.

Wie können wir es schaffen?

1. Willenskraft trainieren!

Wir sollten uns immer wieder überwinden, Dinge zu tun, die uns nicht leichtfallen –  unseren Willen also gezielt einsetzen. Im Laufe des Tages gibt es wohl hunderte Situationen, in denen wir sagen können: Ich mach jetzt das, was vernünftig ist, und nicht das, was mir leichtfällt. Auch können uns gezielte Übungen, wie Meditation helfen, einen Zustand ohne äußere Reize zu erreichen, der uns Ruhe, Kraft und neue Energie schenkt.

2. Nur einen Vorsatz – nicht mehrere!

Bei mehreren gleichzeitigen Projekten, ist die Gefahr groß, sich auf keines zu 100% konzentrieren zu können und dadurch den Fokus zu verlieren. Die Kunst ist, ein großes Ziel möglichst konkret zu formulieren, in Etappen zu zerlegen (sogenannte Meilensteine) und diese anschließend konsequent und mit aller Kraft zu verfolgen. Schritt für Schritt.

3. Erreichbare Ziele setzen

Es ist wesentlich erfolgversprechender, sich kleine, erreichbare und vor allem konkrete Ziele zu setzen. Die schrittweise Veränderung unserer täglichen Routine vermittelt uns immer wieder kleine Erfolgserlebnisse und damit das Gefühl, jederzeit die Kontrolle zu haben. Ratsam ist es, sich zu notieren, was das übergeordnete Ziel ist und dieses in kleine Zwischenschritte mit Deadlines zu zerlegen.

4. Belohnungen für Erfolge

Setzen wir uns zu stark unter Druck und verwenden die Vorsätze als Knüppel, lähmen wir uns und erreichen meist nur das Gegenteil. Vielmehr sollten wir die negativen Aspekte unserer Vorhaben ausblenden und uns vor Augen führen, was die Veränderungen Gutes in unserem zukünftigen Leben bringen werden. Jeder kleine Sieg darf belohnt werden, denn das spornt uns an und wirkt sich positiv auf unser Selbstbewusstsein aus. Der Neurotransmitter Dopamin sorgt dafür, dass unsere Motivation immer wieder aufs Neue gefördert wird.


Fazit

Vorsätze sind gut! Sie können uns tatsächlich helfen, unser Leben zum Positiven zu verändern, vorausgesetzt wir nehmen uns genügend Zeit im Vorfeld, um die tatsächlichen Intentionen der Veränderung zu hinterfragen. Warum und Wozu wollen wir uns verändern? Entstehen unsere Ideen eher beiläufig und durchleuchten wir erst gar nicht, wie realistisch die Umsetzung ist, ist die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns binnen kürzester Zeit sehr hoch. Das führt dazu, dass wir uns Jahr für Jahr erneut nur etwas vormachen!