22. Februar 2017
Sie soll edel und exklusiv wirken. Gleichzeitig soll sie unangepasst und exzentrisch sein. Wie lösen Designer diesen scheinbaren Widerspruch der Mode? – Indem sie ihre teuren Materialien und feinen Formen regelmäßig mit Symbolen der Rebellion koppeln. Die Bikerjacke ist längst salonfähig, ebenso der klassische Dr. Martens-Stiefel, der seine Karriere als Sicherheitsschuh der Arbeiterklasse in den 60er Jahren begann.
In der Fashionbranche scheint es ein kleines Element zu geben, das wohl nie seinen Reiz verlieren wird: die Niete. Das rockige Teilchen ist heute die Zier an sämtlichen Kleidungsstücken. Es stammt eigentlich aus der Industrie und wird als Verbindungselement zwischen flachen Materialien wie Blechen und Kunststoffteilen genutzt. Auch in der Bekleidungsindustrie hatte die Niete einst eine funktionelle Eigenschaft: So waren im späten 19. Jahrhundert die Hosentaschen von Goldgräbern großzügig mit Nieten bestückt, damit sie die schweren Schätze aushielten. Die Haute Couture entdeckte Nieten erst in den 90er Jahren für sich – als Pionier gilt Gianni Versace.
Bis heute werden nicht nur Accessoires wie Taschen und Gürtel, sondern auch Jacken, Schuhe und sogar die seidene Abendgarderobe mit Nieten aufgepeppt. Doch was macht die Anziehungskraft der kleinen Teile aus? Ist es der Bruch zwischen Chic und Rock? Das Quäntchen Coolness, das durch das Image der Niete vermittelt wird? Gerade bei Designerteilen spielt vielleicht sogar ein psychosozialer Aspekt eine Rolle: Der Träger der Luxusmarke kann sich, trotz der hohen Summe, die er für seine Kleidung ausgibt, immer noch ein bisschen als Rebell fühlen.
photography: freepik
© 2024 carlandfriends | ein marketing blog | Impressum | Datenschutz