Dem digitalen Wandel auf der Spur

Droht das Aussterben des stationären Handels?

17. Mai 2017

Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Onlinehandel die Einkaufsstraßen bedroht. Doch die stationären Einzelhändler wehren sich dagegen und rüsten zur digitalen Gegenwehr mit Apps, intelligenten Spiegeln, 3-D-Fußabdruck und Kundenkarten auf.
So spielen „Location Based Services“ Kunden über das Smartphone Werbebotschaften zu, wenn sie sich in der Nähe des Geschäfts aufhalten.

Auch mit besonderen Spiegeln ist heute eine virtuelle Anprobe möglich. Der Kunde hält das Kleidungsstück vor sich und der Spiegel überträgt es auf das Konterfei des Kunden. Gleichzeitig erscheinen weitere passende Produktempfehlungen.
Um passgenau einen Schuh für den Kunden zu finden, wird mit großem Eifer am digitalen Fußabdruck gearbeitet. Mit dem 3-D-Scanning ist für den Händler ersichtlich, welche Marke und welches Modell für den Kunden am besten geeignet sind. Diese Entwicklung ist ebenfalls für den Online-Handel interessant: Wenn der Schuh passt, können Retouren minimiert werden.
Mittels Kundenkarte oder Terminals werden Daten und Präferenzen erfasst. Damit wissen die Händler ziemlich genau, welchen Stil der Kunde bevorzugt und können personalisierte Werbung zukommen lassen.

Doch auch wenn der Online-Handel 7/24 geöffnet ist, maßgeschneiderte Angebote, eine gigantische Auswahl und Zustellung am selben Tag bietet, müssen wir keine Angst haben, dass der stationäre Handel komplett wegbricht. Denn selbst die großen Online-Plattformen wie Zalando, mymuesli oder H&M Home eröffnen gerade eigene stationäre Stores, um eine Erlebniswelt für den Kunden zu schaffen und die Brand Awareness zu stärken. Ob persönliche und kompetente Beratung, Kaffeebar, gemütliche Sitzgelegenheiten für die Shoppingbegleitung oder frische Blumen: Der Kunde soll sich rundum wohlfühlen.

Studien der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) haben ergeben, dass die Innovationskraft und Anpassungsfähigkeit des stationären Handels dem Online-Handel den Wind aus den Segeln genommen hat. Die Einkaufsstraßen sind nicht vom Aussterben bedroht, denn die Kunden kaufen nach Lust und Laune mal online, mal offline. Oder gar in Kombination, wie das „Click & Collect“-System beweist. Die online bestellten Waren werden im Laden abgeholt. So werden Versandkosten und Wartezeiten gespart. Wenn es der Händler schlau anstellt, verkauft er zur online erworbenen Kaffeemaschine noch eine Packung Kaffeebohnen.
Fazit: Online und Offline kannibalisieren sich nicht. Sie leben in friedlicher Koexistenz, denn der Kunde liebt beide Kanäle.

photography: unsplash